Kambodscha – Weihnachten, nur eben anders

Das erste Weihnachten zusammen. Und um es uns ganz besonders zu machen, wollen wir es exotisch. Strand und Sonnenschein. Mit dem Mini-Van geht es auf abenteuerliche Art und Weise von der Hauptstadt Kambodschas weiter in den Süden -> nach Sihanoukville. Diese Fahrt ist geprägt von spektakulären Überholmanövern, links vorbei wie es sich gehört, jedoch voll Karacho in den hupenden Gegenverkehr, um kurz vor knapp wieder auf unsere Spur zu gelangen. Mal rechts über den staubigen Pfad neben der Fahrbahn (und wir sprechen hier nicht von einem Seitenstreifen). Manchmal entscheidet sich der Fahrer auch für den imaginären zweiten linken Streifen. Das ist dann der Fall, wenn der Überholende vor uns nicht schnell genug überholt. Es wird geblinkt und gehupt. Durchgängig. Unsere Augen sind geschlossen. Wir können kaum hinsehen. Wie durch ein Wunder – kommen wir doch tatsächlich völlig unversehrt und sogar eine Stunde früher als ursprünglich geplant in Sihanoukville, der größten Stadt im Süden Kambodschas, an. Wir mögen es die nächsten Tage lieber etwas entspannter, also entscheiden wir uns gegen ein Hotel inmitten des Trubels und schnappen uns stattdessen das günstigste TukTuk zum Otres Beach, der ein paar Kilometer außerhalb liegt. Dort erwartet uns ein eigenes Bungalow. Keine Straßen, nur staubige Sandwege. Und ein kleiner Ort, der exotischer nicht sein könnte.


Otres Beach: Etwa ein Geheimtipp?

Eine Handvoll Amerikaner und Aussis in neonfarbenen Borats geben sich einen Battle im sexy Car Wash. Aus versteckten Schuppen hinter verwucherten Hecken scheppern dunkle Beats, die an ein schlechtes Goa-Festival erinnern. Über den vielen kleinen Bars hängen hier und da dicke Marihuana Dampfschwaden. Das erklärt vielleicht, warum die Leute hier so übertrieben relaxed wirken. Gelegentlich knallt ein schwer beladener LKW durch den kleinen Ort und hinterlässt eine riesige Staubwolke. Man mag es kaum glauben, aber Weihnachtsstimmung will hier irgendwie nicht so recht aufkommen. Bis auf die wenigen Weihnachtsmützen und die dürren Plastik-Christbäume vor den Restaurants erinnert hier einfach nichts daran. Kein Wunder. Schließlich wird in Kambodscha Weihnachten gar nicht gefeiert. Aufgrund der vielen touristischen Einflüsse passt sich das Khmer Volk immer mehr an seine Gäste an. Ganz besonders bei der jüngeren Generation liegen Geschenke am 24.12. und „Merry Christmas“ – Zurufe voll im Trend – ohne den eigentlichen traditionellen Hintergrund zu kennen.

Aber hey, einsame Strände, die gibt es hier. Und auch die Sonnenuntergänge sind gar nicht mal so übel. Mit Angkor Bier aus der Dose (denn Beach-Bars sind hier weit und breit nicht zu sehen) und den Füßen im Sand vergraben, stoßen wir bei viel angenehmeren Temperaturen als zu Hause auf den heiligen Abend – erstmals gemeinsam und ohne Familie – an.

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Oh, du schlaflose Weihnachtsnacht

Die Bungalows sind hier in der Regel zwischen Wand und Dach offen, so nimmt man seine Umgebung deutlich intensiver wahr. Dies wird vor allem in den Abend- und Nachtstunden klar, in denen man jedes noch so leise Geräusch von draußen oder auch -wenn man Pech hat- im Inneren hört. Genauer gesagt, man teilt sich sein zu Hause mit kleinen Freunden aus dem Tierreich. Hungrige Moskitos, Eidechsen an der Decke oder der Frosch im Badezimmer sind da keine Seltenheit. Wir fühlen uns sicher unter unserem Moskitonetz aufgehoben. Mit der leicht salzigen Meeresbrise auf den Lippen und geschlossenen Augen konzentrieren wir uns auf das Zirpen der Grillen und genießen die kühle Luft des Ventilators auf der Haut. Kurz vor Mitternacht werden wir plötzlich von einem störenden Knabbergeräusch aus unserem Halbschlaf gerissen. Das finden wir ganz und gar nicht komisch. Da haben sich doch tatsächlich zwei Mäuschen ins Zimmer geschlichen, sehr wahrscheinlich angelockt durch Schoki in einer Blechdose (!). Das ist nämlich das einzig Essbare, das sich hier befindet. Sobald wir das Licht anstellen, sind sie blitzschnell verschwunden. Jedesmal. Das geht mindestens 10mal so. Licht aus. Licht an. Diese ungebetenen Gäste rauben uns gerade wortwörtlich den Schlaf. Was tun in der Not? Wir wollen jetzt ungern unseren Gastgeber aus dem Bett klingeln. Wie so oft, erstmal Google fragen. Nach umfangreicher Recherche lernen wir alles Wissenswerte über diese kleinen Biester. Japanisches Minzöl ist das Zaubermittel. Sie finden diese Pfefferminz-Gerüche ganz schrecklich und meiden sie unter allen Umständen. Wie gut, dass sich ein Fläschchen dieses Elixiers in unserer Reiseapotheke befindet. Mit wenigen Tropfen verwandeln wir unsere Hütte in einen herrlich duftenden Minzbunker und sind im gleichen Moment mäusefrei.

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Liebe auf den zweiten Blick

Am nächsten Tag geht es in der Nachbarschaft eindeutig ruhiger zu. Auf dem Fahrrad entlang des Otres Beach genießen wir diesen einsamen, langen Strand. Jeweils an den Enden lässt sich doch tatsächlich eine gute Auswahl an gemütlichen Bars und Restaurants finden. Während es in unserem Örtchen ursprünglicher zugeht, treffen wir hier auf zukünftige Hotelkomplexe, die sich derzeit noch im Aufbau befinden. Wahrscheinlich ist genau jetzt noch der richtige Zeitpunkt, um dieses schöne Fleckchen Erde ganz für sich zu haben.

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Nach der verzerrten Wahrnehmung im ersten Moment – geprägt von unseren Eindrücken am ersten Tag – sind wir auf den zweiten Blick umso faszinierter von der Abgeschiedenheit dieses Ortes und vor allem den einsamen Stränden. Auch die wunderschönen Inseln Koh Rong und Koh Rong Sanloem befinden sich in unmittelbarer Nähe und lassen sich vom Hafen in Sihanoukville ganz bequem per Boot oder Fähre ansteuern. Diese werden wir uns auf jeden Fall das nächste Mal vorknöpfen.

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