Es riecht nach Haargel. Wir sitzen im Auto eines Franzosen etwa unseren Alters. Er ist happy, weil er weiß, er hat mit uns ein gutes Geschäft gemacht. Wir sind happy, weil wir wissen, wir haben einen guten Deal mit ihm abgeschlossen. Also alles nach Plan. Vor einer Woche trafen wir uns das erste Mal. Da gab’s den Handshake und eine saftige Anzahlung. Damit haben wir ihm Harry zugesprochen, jedoch mit der Bedingung, dass wir ihn nicht direkt dalassen, sondern erst Tage später abgeben. Zum einen, um uns die teuren Unterkünfte zu ersparen. Zum anderen, um weiterhin mobil sein zu können. Eine letzte Woche, um an außergewöhnlichen Orten aufzuwachen, mit unserem Lieblingsmüsli aus Weet Bix, Nüssen, Mandeln, Cranberries, Kokosraspeln und Cacao Nibs mit Sojamilch und einer Tasse heißen Kaffee in den Tag zu starten und die absolute Freiheit zu genießen. Nicht durch Check-In / Check-Out Zeiten oder Abfahrtsplänen von Bussen bzw. Zügen eingeschränkt zu sein. Den Backpack mal nicht jedes Mal packen oder auf dem Rücken umher tragen zu müssen, sobald ein Wechsel der Location ansteht. Ja, sogar mal wieder für einen längeren Zeitraum in ein und dem selben Bett zu schlafen, das hat verdammt gut getan.
Zehn Dinge über das Land der Kiwis, die uns auf unserer Durchreise eines Besseren belehrt haben
Bevor wir nach Neuseeland kamen, hatten wir zugegebenermaßen fast keine Vorstellung, was uns erwarten würde. 3 Monate später verbinden wir mit diesem Fleckchen Erde eine ganze Menge. Unter anderem auch so manch eine Kuriosität.
- Außen haarig, innen grün. Nein, die Frucht ist es nicht, die die Neuseeländer umgangssprachlich als Kiwis bezeichnet. Der Spitzname rührt aus einer ganz anderen Spate. Dabei spielt der Ureinwohner des Landes die Hauptrolle. Auch wenn er sich so gut wie nie blicken lässt und ihn die wenigsten Neuseeländer je zu Gesicht bekommen haben, der nachtaktive flugunfähige Vogel – der Kiwi – hat es zum Nationalwappen des Landes geschafft und den Kosenamen seiner Einwohner geprägt. Nicht zu verwechseln mit einem Weka! Auf den ersten Blick sehen sie sich verblüffend ähnlich.
- Das Lebensmotto der Kiwis lautet „Keep It Simple“. Und zwar in jeder Hinsicht. Eines der wesentlichen Dinge, die wir an Neuseeländern ganz besonders mögen. Selbst das Ummelden eines Fahrzeugs erfolgt völlig unkompliziert und innerhalb weniger Minuten. Ganz ohne aufwendige Bürokratie oder stundenlange Warteschlange.
- Das gefährlichste Tier Neuseelands? Die fiese kleine Sandfly (deutsch: Sandmücke). Sie ist nicht größer als eine Obstfliege, aber ihre Stiche verursachen Höllenqualen. Erfahrungen am eigenen Leib.
- Lasst euch folgendes gesagt sein: der Schotterweg in Neuseeland ist auch eine Straße. Die Gravel Road – der so ziemlich nervigste Part auf unserem Roadtrip. Wir haben aufgehört zu zählen, wie oft sich die geteerten Straßen schlagartig in kilometerlange Schotterpisten verwandelt haben. Naja, zumindest wird man durch entsprechende Verkehrszeichen auf die holprige Angelegenheit vorbereitet.
- Nicht selten stehen Gummistiefel vor den Ladeneingängen, während der Farmer in Socken an der Kasse steht und einen netten Plausch mit der Kassiererin abhält. Diese ländlichen Regionen wirken so sympathisch auf uns. Ein idealer Zufluchtsort in der heutzutage viel zu hektischen Umgebung.
- Insgesamt begegnet man unterwegs allerdings mehr Milchkühen und Schafen als Menschen. Gelegentlich sogar flauschigen Alpakas.
- Neben Gemüse, Obst, Honig und frischen Eiern werden auch Säcke mit Pony Poo am Straßenrand für wenige Dollar angeboten. Bezahlen bleibt Vertrauenssache.
- Und wenn wir schon beim Thema sind: Haustüren stehen immer offen. Nur dann, wenn es in den Urlaub geht, werden sie ausnahmsweise mal zugezogen. Abschließen ist jedoch völlig überbewertet. Sowie auch blubbernde V8-Motoren bei einem kurzen Einkauf im nächsten Tante Emma Laden nicht abgestellt werden.
- Für eine Schachtel Kippen (17 Stück) zahlt man hier übrigens 24 NZD – das sind umgerechnet 14 Euro!! Alkohol ist ebenso unverschämt teuer. Außerdem sei bemerkt, dass das importierte Bier wie Heineken und Krombacher zum Teil günstiger angeboten wird als das Bier der lokalen Brauereien. Für uns nicht ganz nachvollziehbar.
- Egal auf welcher Insel man sich befindet, man begegnet immer und überall Deutschen, Holländern und Franzosen.
So treffen wir auch auf ihn, den Franzosen mit zu viel Gel im Haar. Ein ehemaliger Backpacker, der sich hier in Neuseeland vor mittlerweile vier Jahren sein lukratives Business aufgebaut hat, in dem er Camper Vans kauft, aufrüstet und pünktlich zum Saisonstart wieder an die Backpackerszene weiterverkauft. Auf dem Hof stehen knapp einhundert Fahrzeuge. Dicht aneinander gedrängt. Wir geben unsere Schlüssel aus der Hand. Und drehen uns ein letztes Mal um.
Wir werden nie vergessen, wie es sich anfühlte mit dir auf den schönsten Streckenabschnitten des Landes zu fahren, die weißen Berggipfel und die türkis leuchtenden Gletscherseen zu bestaunen oder die salzige Meeresbrise an der Küste zu schmecken. Dabei mit laut aufgedrehter Musik und einem breiten Grinsen im Gesicht die beste Zeit unseres Lebens zu feiern und den Rest der Welt einfach vergessen.
Machs gut, Harry!